Alles über Plantarfasziitis-Operationen
Meistens verheilt Plantarfasziitis ohne chirurgische Eingriffe. In einigen wenigen Fällen (ca. 5 %) ist eine Operation jedoch der einzige Weg, die Schmerzen zu bekämpfen.
Aber woher weißt du, ob du eine Operation brauchst oder nicht? Oder welche Operationsmethode in deinem Fall am besten hilft? Und ob sie überhaupt hilft? Wie lange dauert es nach der OP, bis dein Fuß wieder verheilt und fit ist?
In diesem Artikel findest du alle wichtigen Infos über Operationen bei Plantarfasziitis und auch Antworten auf diese wichtigen Fragen.
Wann sollte bei Plantarfasziitis operiert werden?
Eine Plantarfasziitis-Operation ist nur ratsam, wenn:
In der Regel entscheidet dein Arzt oder deine Ärztin anhand deiner individuellen Situation und deiner Symptome, ob eine operative Behandlung in deinem Fall die beste Lösung ist.
Warum warten Ärzte bis zu 12 Monate, bevor sie zu einer Operation raten? Hierfür gibt es gute Gründe:
- Jede Operation verändert die Funktionsweise von Fuß und Bein, was die Heilung zusätzlich erschwert. Deshalb ist es immer am besten, erst einmal abzuwarten und zu versuchen, das Problem zu lösen, ohne Funktionsstörungen zu riskieren.
- Deine Plantarfaszie besteht hauptsächlich aus Kollagenfasern. Dieses Bindegewebe braucht sehr lange, um zu verheilen und Kraft aufzubauen. Daher musst du den Reha-Übungen und anderen Behandlungsmethoden (z. B. stützende Schuhe oder Bandagen) Zeit geben, damit sie ihre Wirkung entfalten können.
- Bei den meisten Betroffenen bessern sich die Symptome innerhalb von 12 Monaten deutlich. Das heißt, dass in einem Großteil der Fälle nicht operiert werden muss.
Mit dem Reha-Plan für Plantarfasziitis in der Exakt Health App findest du heraus, ob du alle konservativen Möglichkeiten ausgeschöpft hast. Die App basiert auf aktuellen wissenschaftlichen Studien.
Wie helfen Operationen bei Plantarfasziitis?
Bei der operativen Behandlung von chronischer Plantarfasziitis versucht man, die Spannung in der Plantarfaszie direkt oder indirekt zu verringern, sodass die Beschwerden verschwinden und das Gewebe verheilen kann.
Dafür gibt es verschiedene Operationsmethoden. Welche für dich ausgewählt wird, hängt von deiner körperlichen Verfassung und deinen Symptomen ab.
Operationsmethoden bei Plantarfasziitis
Die beiden häufigsten Operationen zur Beseitigung der Spannung in der Plantarfaszie sind:
- Die Plantarfasziotomie, auch Plantarfaszien-Release genannt (offene oder endoskopische OP)
- Die Wadenmuskel-Verlängerung, auch Strayer-Operation oder Wadenmuskel-Release genannt
Die Plantarfasziotomie
Was ist eine Plantarfasziotomie?
Die Plantarfasziotomie ist ein chirurgischer Eingriff, bei dem die Plantarfaszie an der Fußsohle teilweise durchtrennt und gelockert wird, um die übermäßige Spannung zu beseitigen.
Sie kann als offene Operation oder endoskopisch (mithilfe einer winzigen Kamera) durchgeführt werden. Bei beiden Methoden bekommst du entweder eine Vollnarkose oder eine örtliche Betäubung mit Sedierung (das sind Medikamente, die schläfrig machen, sodass du von der OP nichts mitbekommst).
Die offene Plantarfasziotomie
Offene Plantarfaszien-Operationen werden in der Regel im Krankenhaus durchgeführt. Dabei macht der Chirurg oder die Chirurgin einen kleinen Schnitt (etwa 2,5-5 Zentimeter) an der Ferse, um die Plantarfaszie freizulegen und die Spannung darin zu lösen.
Bei dieser Gelegenheit können auch eingeklemmte Nerven befreit oder ein knöcherner Fersensporn entfernt werden.
Die endoskopische Plantarfasziotomie
Bei der endoskopischen Variante (man spricht hier auch von Schlüsselloch-Methode) werden in der Regel zwei kleine Schnitte (etwa 1 cm) auf beiden Seiten des unteren Teils der Ferse gesetzt.
Durch diese Schnitte werden dann ein Endoskop (eine winzige Kamera) und spezielle Instrumente eingeführt, um die Spannung in der Plantarfaszie zu lösen.
Endoskopische vs. offene Plantarfasziotomie
Beide Operationsmethoden funktionieren ausgezeichnet. Die endoskopische Methode ist jedoch durch die kleineren Schnitte besser verträglich (man spricht von „minimalinvasiv“). Allerdings erschweren die kleineren Schnitte den OP-Teams die Arbeit: Sie sehen weniger und kommen schwerer an die Stellen heran, auf die es ankommt.
Obwohl endoskopische Operationen für den Patienten schonender sind, bevorzugen Chirurgen und Chirurginnen daher oft die offene Methode. Sie ermöglicht besseren Zugang zum betroffenen Bereich und sichereres, gründlicheres Arbeiten.
Ergebnisse und Erfolgsquoten von Plantarfaszien-Operationen
Auf den ersten Blick sind die Ergebnisse bei Plantarfasziotomien sehr vielversprechend. Die Methode scheint wirksam gegen chronische Plantarfasziitis zu helfen, wenn eine Operation nicht zu vermeiden ist. Die Patienten sind meist sehr zufrieden und sagen, dass sich Schmerzsituation und Funktionsfähigkeit deutlich bessern.
Allerdings gibt es wenig „wasserdichte“ Beweise für diese gute Wirksamkeit. So arbeiten z. B. viele Studien ohne Kontrollgruppe (eine Vergleichsgruppe von Betroffenen, die nicht operiert wurden). Außerdem betrachten Studien die Fälle immer erst nach der Operation.
Dadurch lässt sich kaum sagen, ob die Besserung wirklich der chirurgischen Behandlung zu verdanken ist – oder ob sich die Beschwerden in vielen Fällen nicht auch ohne sie gebessert hätten.
Wie geht es nach einer Plantarfasziotomie weiter?
Die endoskopische Plantarfasziotomie
Bei endoskopischen Operationen hängt die Heilungsdauer von der Situation ab. In der Regel beträgt sie zwischen 3 Wochen und 3 Monaten.
Nach der OP:
- Kannst du deinen Fuß beim Gehen teilweise belasten (nach ärztlicher Empfehlung)
- Kannst du innerhalb von 1-2 Tagen normale Schuhe tragen
- Bleiben kaum Narben zurück
Die offene Plantarfasziotomie
Nach einer offenen Operation musst du mit einer Heilungsdauer von 6-10 Wochen rechnen. Abhängig von deiner körperlichen Verfassung und Situation kann es aber auch bis zu 7 Monate dauern, bis du wieder fit bist.
Nach der OP:
- Musst du 2-3 Wochen eine Orthese, einen Gips oder einen Spezialschuh tragen, der deinen Fuß entlastet, während er verheilt
- Musst du in der Arztpraxis die Fäden ziehen oder den Gips entfernen lassen
- Bleibt eine kleine Operationsnarbe zurück
Nach der Operation sagt dir dein Arzt bzw. deine Ärztin, wann dein Fuß weit genug verheilt ist, dass du mit einem schrittweisen und strukturierten Stärkungs- und Dehnungsprogramm beginnen kannst. Dieses ist unverzichtbar für die Heilung und Stärkung deiner Plantarfaszie sowie der Hüft- und Beinmuskeln, die sie unterstützen.
Risiken der Plantarfasziotomie
Eines der größten Risiken bei Plantarfaszien-Operationen ist Wissenschaftlern zufolge die dauerhafte Veränderung der Fußform.
Die Plantarfaszie ist einer der wichtigsten Teile deines natürlichen Fußgewölbes und stützt deinen Fuß beim Stehen, Gehen und Laufen.
Wenn sie bei der Operation zu sehr gelockert wird, wird ein Teil dieses natürlichen Stützmechanismus deines Fußes zerstört. Dein Fuß kann sich danach weniger gut vom Boden abdrücken und Stöße schlechter abfedern. Dadurch kann es zu langfristigen Problemen im Fuß und in anderen Körperbereichen kommen.
Darüber hinaus bestehen noch weitere Risiken:
- Verschlimmerung oder Rückkehr der Schmerzen
- Schmerzen im Fußgewölbe oder an der Außenseite des Fußes
- Schmerzhafte Narben (an der Schnittstelle)
- Geringfügiges Risiko einer Wundinfektion oder einer Nervenverletzung, die zu Taubheit im Fuß führen kann.
Wadenmuskel-Verlängerung
Zuviel Spannung in der Wade kann die sog. Dorsalflexion des Sprunggelenks einschränken – dann kannst du Zehen und Fuß nicht gut nach oben zum Schienbein ziehen. Außerdem legen Studien nahe, dass auch das Risiko für Plantarfasziitis steigt, wenn in deiner Wadenmuskulatur zuviel Spannung herrscht. Manchmal reicht Dehnen allein nicht aus, um die Wadenmuskulatur zu strecken und den Druck von der Plantarfaszie zu nehmen.
Bei der Wadenmuskel-Verlängerung wird deine Wadenmuskulatur operativ verlängert und so die Spannung in der Wade verringert. So kann sich dein Sprunggelenk freier bewegen und dein Fuß bleibt, anders als bei der Plantarfasziotomie, voll funktionsfähig.
Es gibt verschiedene Arten von Operationen zur Beseitigung von Spannungen in der Wade. Einige sind invasiver und damit belastender als andere, und die Heilungsdauer ist unterschiedlich.
Studien empfehlen besonders die Wadenmuskel-Verlängerung als sicher und effektiv.
Die Wadenmuskel-Verlängerung
Was passiert bei der Wadenmuskel-Verlängerung?
Die Wade besteht aus zwei großen Muskeln, dem Zwillingswadenmuskel (Musculus gastrocnemius) und dem Schollenmuskel (Musculus soleus). Der Zwillingswadenmuskel besteht aus zwei Teilen, dem inneren und dem äußeren Muskelkopf. Der innere Muskelkopf ist größer und verursacht einen großen Teil der Spannung in der Wade.
Bei der Operation wird ein kleiner Schnitt von knapp 2 cm Länge an der Rückseite des Knies (an der Innenseite) gesetzt. Danach wird das Bindegewebe des innenliegenden Teils des Zwillingswadenmuskels teilweise durchtrennt und gelockert. Dadurch kann sich der Muskel etwas strecken und entspannen.
Da die Plantarfaszie durch ein Netz aus Bindegewebsfasern mit der Wadenmuskulatur verbunden ist, entlastet diese Operation nicht nur die Wadenmuskeln, sondern indirekt auch die Plantarfaszie.
Ergebnisse und Erfolgsquoten
Die Wadenmuskel-Verlängerung zeigt in der Regel sehr gute Ergebnisse. Die Betroffenen erholen sich schnell wieder und es kommt nur selten zu Komplikationen.
In einer Studie waren 90 % der Betroffenen ein Jahr nach der Operation sehr zufrieden, weil sich Schmerzsituation und Funktion erheblich gebessert hatten.
Eine ähnliche Studie ergab, dass die Schmerzen bei mehr als 80 % der Betroffenen innerhalb von drei Jahren komplett verschwunden waren oder massiv nachgelassen hatten. Interessanterweise trat bei fast 60 % dieser Patienten und Patientinnen innerhalb der ersten 1 bis 2 Wochen eine signifikante Verbesserung, ein, während beim Rest der Betroffenen die Schmerzen innerhalb von 3-6 Monaten nachließen.
Diese Ergebnisse machen Hoffnung. Allerdings braucht es weitere und vor allem genauere Studien, um sicher zu beweisen, dass diese Operationsmethode wirklich gegen Plantarfasziitis hilft. Und wenn ja, ob sie besser ist als andere.
Womit muss ich nach einer Wadenmuskel-Verlängerung rechnen?
Nach einer Wadenmuskel-Operation erholt man sich in der Regel schneller als nach einer Plantarfasziotomie.
Einer Studie zufolge konnten Betroffene:
- Den Fuß sofort nach der Operation voll belasten (mit einer offenen Schuhorthese in den ersten 2 Wochen)
- Ab der 2. Woche normale Schuhe tragen
- Nach durchschnittlich 3 Wochen wieder arbeiten (die Bandbreite lag bei 1-12 Wochen)
- In den meisten Fällen nach ca. 5 Wochen wieder Sport treiben
- In allen Fällen wieder trainieren wie vorher
- Nach 6 Wochen postoperativer Reha wieder richtig laufen
Nach der OP:
- Kannst du direkt wieder laufen und noch am selben Tag nach Hause gehen
- Solltest du Aktivitäten vermeiden, die deine Waden oder deine Plantarfaszie belasten (wie Laufen und Springen)
- Können Schmerzen, Schwellungen, Muskelbeschwerden und -schwäche auftreten (diese klingen innerhalb von ein paar Wochen ab)
- Solltest du spezielle Wadenübungen machen, sobald die Schmerzen es zulassen, um dich vor einer Verhärtung des Narbengewebes zu schützen und Kraft aufzubauen (nach ärztlicher Anweisung)
Risiken der Wadenmuskel-Verlängerung
Die Wadenmuskel-Verlängerung ist relativ unkompliziert und birgt nur wenige Risiken. Doch wie bei allen Operationen kann es auch hier zu Komplikationen kommen. Dazu gehören:
- Keine oder nur geringfügige Besserung der Symptome (Fehlschlagen der Operation)
- Leichter Muskelkraftverlust
- Geringfügiges Risiko für Infektionen, Blutungen, Nervenverletzungen oder tiefe Venenthrombosen
Plantarfaszien- und Wadenmuskel-Operation im Vergleich
Studien zeigen, dass bei chronischer Plantarfasziitis beide Operationen recht zuverlässig helfen.
Allerdings hat die Plantarfasziotomie gegenüber der Wadenmuskel-Operation einige Nachteile: Sie ist invasiver, die Funktion des Fußes kann eingeschränkt werden und die Heilung dauert länger.
Wenn deine Plantarfasziitis durch zuviel Spannung in der Wade und eine eingeschränkte Beweglichkeit des Sprunggelenks nach oben verursacht wurde, hilft eine Plantarfaszien-Operation kaum. In diesem Fall ist die Wadenmuskel-Verlängerung wahrscheinlich die bessere Option.
Vor- und Nachteile von Plantarfasziitis-Operationen
Was spricht für eine Plantarfasziitis-OP?
Was spricht gegen eine Plantarfasziitis-OP?
Fazit
Bei Plantarfasziitis sollten Operationen nur als letztes Mittel in Betracht gezogen werden, wenn alle anderen konservativen Behandlungsmethoden wirkungslos geblieben sind.
Die beiden häufigsten Operationsmethoden bei Plantarfasziitis sind die Plantarfasziotomie und die Wadenmuskel-Verlängerung. Beide Methoden haben eine hohe Erfolgsquote, aber die Wadenmuskel-Verlängerung ist weniger riskant und die Heilungsdauer ist kürzer.
Wichtig: Operationen sind keine Wundermedizin und kein noch so wirksamer Eingriff kann deine Plantarfasziitis endgültig heilen.
Wenn du wieder wirklich fit werden möchtest, musst du deinen Körper darauf vorbereiten, wieder Sport zu treiben. Ein stufenweises Reha-Programm kann dir dabei helfen. Damit stärkst du deine Muskeln Schritt für Schritt und verbesserst die Mobilität, während deine Verletzung abheilt. Und noch dazu sorgst du dafür, dass die Beschwerden nicht wiederkehren.
Brauchst du Hilfe bei der Behandlung deiner Plantarfasziitis oder möchtest du dich nach einer Operation auf den Wiedereinstieg in deinen Sport vorbereiten? Dann ist die Exakt Health App genau das Richtige für dich.