Lauftipp: Überlastungsverletzungen vorbeugen
Laufbegeisterte wissen, dass systematisches Trainieren Überlastungsverletzungen vorbeugt. Aber auch mit dem perfektesten Plan kann es zu Verletzungen kommen.
Dein Lauftraining läuft gerade super und du möchtest auf keinen Fall, dass eine Verletzung deinen Fortschritt zunichte macht? Wir erklären, welche Verletzungsrisiken Überlastung mit sich bringt und wie du vorbeugen kannst.
Was sind Überlastungsverletzungen?
Überlastungsverletzungen treten auf, wenn du deinem Körper mehr zumutest, als er verkraften kann.
Dank Studien wissen wir, dass solche Sportverletzungen auf zwei verschiedene Arten entstehen:
- Plötzlich: Es genügt eine einzige, besonders anstrengende Trainingseinheit, bei der Kraft und Resistenz deines Körpers überfordert sind, oder
- Schrittweise: Das Problem baut sich über einen längeren Zeitraum hinweg auf, wenn du deinem Körper zwischen einzelnen intensiven Trainingseinheiten nicht genug Zeit zum Erholen gönnst.
Warum kommt es zu Überlastungsverletzungen?
Die häufigste Ursache für Überlastungsverletzungen sind Störungen des natürlichen Wachstums- und Reparaturprozesses deines Körpers, der nach jedem Training ablaufen muss.
Dein natürlicher Wachstums- und Reparaturprozess
Beim Trainieren belastest du Teile deines Körpers (Knochen, Bänder, Sehnen, Muskeln, Gelenke), und es entstehen winzig kleine Verletzungen und Mikro-Risse. Dein Körper reagiert darauf, indem er in den Reparaturmodus schaltet. Er entfernt schwer verletzte Zellen, repariert die übrigen und bildet viele neue, stärkere Zellen. So heilt das verletzte Gewebe und ist hinterher widerstandsfähiger als vorher.
Wichtig: dieser Kreislauf aus Mikro-Rissen und Reparaturen ist eine völlig normale Reaktion auf die Belastung durch dein Training. Durch ihn passt dein Körper sich an höhere Belastungsanforderungen an. Mit jedem Mal wirst du stärker und das Training fällt dir immer leichter.
Problematisch wird es nur dann, wenn du deinen Körper vor Ende der aktuellen Reparaturphase schon wieder großer Belastung aussetzt.
Das ist z. B. der Fall, wenn du dich nach dem Training nicht ausreichend ausruhst, sodass die Heilungs- und Aufbauprozesse unterbrochen werden. Außerdem kommt es durch zu kurze Trainingsabstände zu mehr Mikro-Rissen, sodass der Reparaturmechanismus deines Körpers irgendwann nicht mehr hinterherkommt. Mit der Zeit werden die so immer wieder minimal verletzten Bereiche gereizt, entzünden sich – und werden schwächer.
So entstehen Überlastungsverletzungen.
Welche Bereiche neigen besonders zu Überlastungsverletzungen?
Überlastungsbedingte Sportverletzungen können verschiedene Gewebearten betreffen:
- Knochen
- Muskeln
- Sehnen
- Faszien
- Schleimbeutel
- Nerven
Studien lassen vermuten, dass die Art der Verletzung von der Sportart abhängt und dass manche Sportarten das Risiko für bestimmte Überlastungsverletzungen erhöhen.
Welche Überlastungsverletzungen sind beim Laufen am häufigsten?
Beim Laufen sind natürlich besonders die Beine gefordert. Sehnen, Gelenke oder die umliegenden Gewebestrukturen der unteren Gliedmaßen sind demnach auch besonders anfällig für Überlastungsverletzungen.
Die häufigsten Überlastungsverletzungen beim Laufen sind:
Überlastungsverletzungen des Knies
- Patellaspitzensyndrom (Springerknie)
- Patellofemorales Schmerzsyndrom (Läuferknie)
- Iliotibiales Bandsyndrom (ITBS)
- Allgemeine Knieschmerzen (im ganzen Kniegelenk, ohne konkrete Diagnose)
Überlastungsverletzungen der Hüfte
- Psoas-Syndrom
- Gluteale Tendinopathie
- Allgemeine Hüftschmerzen (im ganzen Hüftgelenk, ohne konkrete Diagnose)
Überlastungsverletzungen im Unterschenkel
- Tibialis-posterior-Syndrom
- Peroneale Tendinopathie
Andere Überlastungsverletzungen, die häufig durch das Laufen entstehen:
- Rückenschmerzen
- Ermüdungsbrüche
Wie lassen sich Überlastungsverletzungen beim Laufen vermeiden?
Studien raten zu folgenden Maßnahmen, um Überlastungsverletzungen vorzubeugen:
Wie helfen diese Methoden?
Trainingsbelastung korrigieren
Die Belastung durch Training und Wettkämpfe kann sich direkt auf den oben beschriebenen Kreislauf aus Mikroverletzungen und Reparaturen auswirken und zu Überlastungsverletzungen führen. Mit folgenden Maßnahmen kannst du gegensteuern:
Erholen nach dem Laufen ist wichtig.
Achte darauf, in deinem Trainingsprogramm genügend Zeit für das Erholen nach deinen Laufeinheiten einzuplanen. Als Faustregel gilt: Nach leichten Trainingseinheiten braucht dein Körper mindestens 24 Stunden Pause und 48 Stunden nach anspruchsvolleren Läufen. Dass hängt jedoch davon ab, wie fit du insgesamt bist. Probiere aus, was für dich am besten funktioniert.
Laufvolumen und -intensität nur schrittweise steigern
Erhöhe Volumen und Intensität deines Lauftrainings nur langsam und achte genau darauf, was sich verändert. So findest du heraus, wie dein Körper auf den Sport reagiert und kannst dein Trainingsniveau entsprechend anpassen. Dies wiederum hilft dir, eine mögliche Überbeanspruchung des Gewebes zu verhindern. Eine Erhöhung des wöchentlichen Trainingsvolumens um 10 bis 20 % ist in der Regel kein Problem.
Tipps zum Korrigieren der Trainingsbelastung:
Zusätzliches Krafttraining
Krafttraining hat verschiedene Effekte, die dich vor Überlastungsverletzungen schützen. Starke Muskeln:
- Erhöhen die Leistungsfähigkeit deines Gewebes indem sie deine Kraft und Resistenz steigern
- Stützen deine Gelenke besser und geben ihnen mehr Stabilität
- Nehmen während des Laufens mehr Kräfte auf indem sie deine Gelenke und stützende Teile wie Bänder und Sehnen entlasten und Stöße abfedern
Wenn du bei deinen Kraftübungen auch auf gute Kontrolle achtest, kannst du dadurch auch Positionswahrnehmung und Koordination verbessern. Je kontrollierter du dich bewegen kannst und je besser dein Gehirn einschätzt, wo deine Beine beim Laufen sind, desto besser bist du vor Überlastungsverletzungen geschützt.
Bessere Ernährung
Für die Reparaturen nach dem Training braucht dein Körper nicht nur genug Erholungszeit, sondern auch Nährstoffe. Wenn du zu wenig oder oder die falschen Nährstoffe zu dir nimmst, um die beim Laufen verbrauchten Nährstoffe zu ersetzen, kann dies zu Verletzungen wie z. B. Ermüdungsbrüchen beitragen.
Mit den richtigen Nährstoffen kannst du dagegen den Reparaturprozess sogar ankurbeln, denn du lieferst deinem Körper genau die Bausteine, die er für den Heilungsprozess und den Aufbau stärkerer Gewebestrukturen braucht.
Wenn du nicht genau weißt, welche Nährstoffe das sind, kannst du einen Ernährungsberater oder Sporternährungsspezialisten fragen.
Schützt Dehnen vor Überlastungsverletzungen?
Es gibt Hinweise dafür, dass zwischen geringer Beweglichkeit und einem erhöhten Risiko für akute Verletzungen, wie z. B. Muskelrisse ein Zusammenhang besteht. Nicht erwiesen ist jedoch, dass regelmäßige Dehnübungen Überlastungsverletzungen direkt vorbeugen.
Also: Dehnen schützt nicht direkt vor Überlastungsverletzungen, wohl aber vor akuten Muskelrissen.
Ein gutes Maß an Mobilität hat also durchaus Vorteile, aber man muss nicht unbedingt superbeweglich sein, um Verletzungen durch Überbeanspruchung vorzubeugen.
Welche Anzeichen weisen auf eine drohende Überlastungsverletzung hin?
Warnzeichen, an denen du erkennst, dass du dabei bist, dir eine Überlastungsverletzung zuzuziehen:
Fazit
Die beste Methode, Überlastungsverletzungen vorzubeugen, ist ein sinnvoll dosiertes Trainingsprogramm, bei dem Laufdistanz und -intensität schrittweise zunehmen.
Um alles abzudecken und dafür zu sorgen, dass dein Körper optimal funktioniert, ohne sich zu verletzen, solltest du dich auf folgende Bereiche konzentrieren:
- Korrektur der Trainingsbelastung
- Zusätzliches Krafttraining
- Bessere Ernährung
Auch wenn nicht belegt ist, dass Dehnen Überlastungsverletzungen vorbeugt, kann es doch helfen, Muskelrisse zu vermeiden Eine gute Grundmobilität ist also definitiv von Vorteil.
Mit am wichtigsten ist jedoch, auf die Signale des eigenen Körpers zu hören. Wenn du beispielsweise ständig erschöpft bist oder Beschwerden hast, solltest du dein Trainingsprogramm unbedingt anpassen und etwas kürzer treten.
Mit diesen Tipps kannst du Überlastungsverletzungen vorbeugen und deine Trainingsziele erreichen – heute und in der Zukunft.